WolfgangRostSeine Sportfreunde aus der Stadt und Region Magdeburg so wie auch aus unserem Landesverband Sachsen-Anhalt haben einen schmerzlichen Verlust zu beklagen: Dr. Wolfgang Rost ist kürzlich - für uns unerwartet - im Alter von 88 Jahren verstorben. Wir trauern um einen großen Liebhaber des Schachspiels, langjährigen Freund und verdienstvollen Funktionär unserer Organisationen.

Der gebürtige Berliner hat wie viele seiner Generation noch die Schrecken des Krieges erlebt. Im Arbeiterbezirk Wedding wohnend, wurde seine Familie 1943 ausgebombt. Sie fand Zuflucht im   thüringischen Neustadt an der Orla, wo Wolfgang Rost die Schule bis zum Abitur 1951 besuchte.

Hier entdeckte man auch sein Talent für das königliche Spiel. 1948 wurde er (erst mit 16 Jahren) Mitglied im Schachverein Neustadt/Orla und stieg schnell in  dessen Rangliste auf. Seine guten Wettkampfleistungen brachten ihm eine Berufung in die Jugendauswahl Thüringens, mit der er in den Jahren 1949-51 zu jährlichen Vergleichskämpfen (an 25 Brettern!) gegen die Vertretungen der übrigen Ostländer und Berlins startete. An den vorderen Brettern aufgestellt, gelang ihm sogar ein Sieg gegen den 3 Jahre jüngeren, selbst erst kürzlich verstorbenen Wolfgang Uhlmann, der damals am Beginn seiner Entwicklung zum Weltklassespieler stand.

Wolfgang Rosts weiterer Schachkarriere stand die Beanspruchung durch Wissenschaft und Beruf entgegen. Ab 1951 studierte er an der Bergakademie Freiberg, 1957 begann er seine Berufstätigkeit als Diplom-Geologe beim Kombinat Erdöl-Erdgas Gommern, zuletzt mit Promotion am dortigen Forschungsinstitut. Zwischenzeitlich ging er 1958 für 6 Jahre zur Geologischen Erkundung Gotha. Nach der politischen Wende engagierte er sich in der Umweltgeologie als Gründer einer GmbH und als freier Gutachter, u. a. bei der Anhörung der Landesregierung zur Atommülldeponie.

Während seines Studiums spielte er für die HSG Wissenschaft Freiberg, und in seiner Gothaer Zeit kam er in Ober- und  Sonderliga-Punktspielen des damaligen Thüringer Spitzenklubs zum Einsatz. Ab Mitte der 60er Jahre nur noch sporadisch aktiv, lebte sein Interesse am Wettkampfschach in den 80ern wieder auf. Er wurde 1978 Mitglied der HSG Technische Hochschule ‚Otto von Guericke‘ Magdeburg (ab 1993 Universitätssportclub), wo er sich als Spieler und Mannschaftsleiter auch um die Nachwuchsförderung und die Belebung des Trainings kümmerte.   

Nachdem er 1992 in die Alterskategorie Ü60 aufrückte, wurde er im Senioren-Bereich nicht nur des Vereins, sondern darüber hinaus des Schachbezirks Magdeburg und des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt tätig. Er übernahm in gleitendem Übergang die Funktion ‚Seniorenbeauftragter des LSV‘ von seinem Vorgänger Werner Granitzki , die er mit großem persönlichen Einsatz ausfüllte.

Sein besonderes Anliegen war die Sicherung einer hohen und qualitativ guten Beteiligung, was ihm durch die gezielte persönliche Ansprache der Seniorenspieler aus der Region meist gelang. Das Gleiche gilt auch für die Entsendung repräsentativer Auswahlmannschaften des Landes zu allen wichtigen überregionalen Veranstaltungen. So organisierte er seit 1998 verantwortlich die Beschickung der Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaften der Ländervertretungen, wo das Team Sachsen-Anhalt I mehrfach Spitzenplätze belegen konnte. Herausragend war der Gewinn des Titels ‚Deutscher Meister 2005‘ vor Berlin I und dem eigentlichen Favoriten Nordrhein-Westfalen I.

Seit 2000 fand auch die alljährlich ausgetragene ‚Offene Senioren-Landeseinzelmeisterschaft von Sachsen-Anhalt‘ unter seiner Regie statt. Wolfgang Rosts Bemühungen verdanken wir ebenso die ständige Teilnahme unseres Landes an der seit 2004 in Dresden stattfindenden ‚Offenen Europäischen Seniorenmannschaftsmeisterschaft‘.
Schließlich ergriff er 2002 die Initiative zur regelmäßigen Durchführung von Meisterschaften mit Vorrunden auf Bezirksebene und zentraler Endrunde der besten 4  Seniorenteams des Landes. 2007 übergab er seine durchweg ehrenamtlich ausgeübte Funktion einem Nachfolger.

Wichtig ist die Feststellung, dass Wolfgang Rost in den von ihm initiierten Wettkämpfen vielfach selbst am Brett aktiv war. Er verfügte nicht nur über eine beachtliche Spielstärke, sondern auch eine erfolgsorientierte Grundeinstellung. Besonders begeisterte er sich für taktisch geprägte Spielweisen.

Bei der VII. Offenen Senioren-Landesmeisterschaft in Osterwieck 1997 wurde er Zweiter und erhielt als bester Sachsen-Anhalter den Meistertitel zuerkannt, dazu wurde er Bester der Nestoren. Ein Höhepunkt seiner Laufbahn war die Teilnahme an der XII. Offenen Seniorenweltmeisterschaft 2002 in Naumburg (im siebzigsten Lebensjahr). In der DWZ/Elo-Datenbank sind seit 1994 unter seinem Namen die Wettkampfergebnisse von über 60 Einzel- und Mannschaftsturnieren aufgelistet: eine beachtliche Bilanz für den nun Verstorbenen.

Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen seiner Familie.

Die Beisetzung findet am 12.09.20 um 13 Uhr in der Kapelle des Friedhofs in Biederitz statt.

Dr. Hans Werchan
USC Magdeburg

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